Fragen über Fragen! Wer bin ich? Was waren früher meine Aufgaben? Wieso bin ich für diese Welt so wichtig? Welche Erinnerungen machen mich zu Äthyl, dem Onyiccson?

Wo soll ich bloß hingehen? Vielleicht hat es Sinn, von anderen Wesen gesehen zu werden. Auch wenn ich niemanden erkenne, vielleicht erkennt mich jemand und vielleicht weiß dieser Jemand auch, wo ich diese Aloc-Mönche finde.

Die Tür der großen Hütte fällt beinahe lautlos ins Schloss. Ich drehe mich um.

Das ist ein wunderschöner Garten. Soweit das Auge reicht, Erstecken sich gigantische Ländereien. Endlich kann ich völlig klar sehen. Jeder Grashalm verströmt seinen individuellen Geruch. Ich atme tief ein. Ob ich so etwas Wundervolles jemals zuvor erlebt habe? Wusste ich das auch schon zu schätzen, als ich mich noch an diese wunderschöne Gegend erinnern konnte?

Das muss das Land Téo sein, von dem Aurelius gesprochen hatte!

Ein letztes Mal drehe ich mich um, um die gigantische Hütte anzusehen. Unglaublich, wie hoch sich diese nach oben in den Himmel erstreckt. Sie scheint unendlich hoch zu sein. Die Wolken am Himmel versperren mir die Sicht. 

Interessant! Der Himmel ist, mit Ausnahme eines Wolkenbandes rund um die gigantische Hütte, völlig klar. Von oben herab höre ich ein leises "Quato-Quato". Was sind das für Wesen in der Luft? Sind es Vögel? Die Wesen haben scharfe, riesige Krallen und schimmern wundervoll mit ihren schneeweißen, flauschigen Flügeln. Ich denke nicht, dass ich mich vor diesen Wesen fürchten muss. Oder etwa doch? Immer diese Zweifel!

Meine Anwesenheit scheint sie nicht zu stören.

Um die Hütte vorerst vergessen zu können, drehe ich mich um. Ich laufe los, um Leute zu finden, die mir meine Fragen beantworten können. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass ich schon bald an diesen Ort zurückkehren werde.

In der Ferne erkenne ich einen Zaun. Ein Zaun aus Fichtenholz? Ja, aus diesem Material muss er gemacht sein. Obwohl ich weit und breit keine Fichten sehe, weiß ich, dass es ein Fichtenzaun sein muss. Ein Jägerzaun!

Habe ich das gerade erfunden, oder hat Tarator nicht alles aus meiner Erinnerung in das Solosax sperren können?

Ich laufe dem zäun entgegen und erkenne, dass der zäun an manchen Stellen zu einem Gehege gefasst ist. Alle Gehege sind leer.

Doch halt, hier ist eines, in dem sich etwas bewegt. Sind das Tiere?

Ich komme näher. Krebsartige Wesen, so groß wie ausgewachsene Menschen, befinden sich darin. Sie haben zwei große Scheren anstelle von Händen, aber Füße, wie die von Menschen. Das Zischen und Scherengeklapper wird immer laute, je näher ich komme.

"Hallo, ihr da!", rufe ich zuversichtlich.

Nun habe ich die Aufmerksamkeit der - jetzt, wo ich mir das recht überlege – sehr bedrohlich wirkenden Gesellschaft erreicht. Schlagartig ist es still. Alle sind erstarrt. Es müssen um die fünfzig Geschöpfe sein. Eines wirkt bedrohlicher als das andere! Jedes der Wesen starrt mich mit ihren auf Fühlern befindlichen Augen an, so als ob sie meine Fragen erwarten würden. Zurückhaltend bleibe ich fünf Meter vor dem Gehege stehen. "Ich habe eine Frage!", rufe ich den Wesen entgegen.

"Was willst du hier?! Du bist hier nicht willkommen!", wischt eines der Geschöpfe durch sein aus Chitin bestehendes Maul.

"Ich..."

"Schweig!", röchelt ein anderes, "Du hast hier nichts verloren! Geh zu deines Gleichen, oder wir werden dich töten!"

Wieso sind diese Wesen nur so voller Hass? Ruhig und trotzdem bestimmt beginne ich damit meine Frage zu formulieren. "Warum..."

"Das war die erste und auch die letzte Warnung! Wir Vodaf scherzen nicht! Tötet ihn! Lasst euch viel Zeit dabei! Macht es so schmerzhaft wie möglich für ihn! Er hat es verdient!", brüllen sie beinahe im Chor!

Was um Himmels Willen habe ich diesen Kreaturen bloß angetan? 

"So schmerzhaft wie möglich, so schmerzhaft wie möglich!", rufen die Vodaf, während ich meine Beine in die Pfoten nehmen und wahllos im Zick-Zack wieder einmal davonlaufe. Gerade erst hatte ich meine Angst verloren, nun kam sie zurück. Warum wollen sie mich töten? Wieso soll ich es verdient haben?! In großen Sprüngen gegen sich die Krabbenmenschen dicht an meinen Fersen. Wachsam riskiere ich einen Blick zu ihnen, während ich versuche, so schnell wie möglich davonzulaufen.

Ein lautes Brüllen lässt mir das Mark in den Knochen gefrieren. Was war das?!

Eines der Wesen wurde soeben von etwas Katzenartigem mit einem Prankenschlag getötet. Nur ein Hieb von ihm hat das Vodaf in meinem Augenwinkel zerfetzt.

Wie aus dem Nichts erscheint plötzlich vor mir einer der Vodaf. Instinktiv hebe ich meine Pfote und springe auf das Vodaf zu. Mit der rechten Vorderpfote streife ich das Vodaf an der linken Schulter. Es explodiert in tausend Stücke!

Anstrengen musste ich mich nicht wirklich. Das war wirklich nur ein leichter Hieb mit der Note! Unglaublich, wie empfindlich diese Vodaf sind! Die anderen bleiben wie angewurzelt stehen und werfen mir durcheinander Beschimpfungen an den Kopf.

"Es kommt der Tag, an dem wir dich töten werden! Dann sind wir frei! Du Bestie! Du Mörder! Du tötest wahllos!"

Bin ich das wirklich? Bin ich ein Mörder? Ist das der Grund dafür, wieso sie mich so hassten? Ich wollte das Vodaf nicht verletzen. Ich wusste nicht, dass sie so zerbrechlich und empfindlich sind! Stecken diese Wesen mit Tarator unter einer Decke? Hat er mir wegen ihnen das Gedächtnis geraubt?

Ich bin kein Mörder! So bin ich nicht! Ich weiß das!

Das Mark in meinen Knochen erschüttert erneut, als ich das Brüllen von vorhin wieder höre. Es ist ein Brüllen, wie von einem Löwen. Ist es das katzenartige Wesen aus meinem Augenwinkel von vorhin?

Ja, es ist tatsächlich ein Löwe. Ich kann ihn in der Ferne erkennen. Er ist in Begleitung eines Tigers. Was haben sie vor, sie laufen auf mich zu! Die Situation wirkt so bedrohlich auf mich! Bin ich nur deshalb am Leben, um ständig davonzulaufen?

Wer weiß, vielleicht sind das die, vor denen ich in der Hütte allen Anfangs davongelaufen bin. Besser riskiere ich nichts! Nicht jetzt, wo ich einen Grund habe zu existieren! Ich benötige den Schlüssel von Hexyl! Ich darf nicht zulassen, dass ich das verliere, was ich habe: nämlich mich selbst!

Ich laufe in Richtung der gigantischen Hütte. Zum Glück kann man diese von der Ferne gut erkennen.

Mist! Sie holen auf! Oh nein! Ein Stacheldrahtzaun versperrt mir den Weg! Sie treiben mich in die Enge! Ich halte diese Enge nicht aus! Ich drehe mich um und knurre so laut ich kann! Ich fletsche die Zähne. Bin ich ein Hund?

Vor meinen Augen verwandelt sich der Löwe plötzlich in einen jungen Mann. "Ruhig Blut! Ich bin es, Retsam! Dein Bruder! Hast du mich nicht erkannt? Machst du deshalb auf bösen Wolf?"

Mein Herz rast wie verrückt. Ich halte diese Anspannung kaum aus. Ich fühle, dass er die Wahrheit spricht. Auch der Tiger verwandelt sich nun. "Oh ZuMitezu!", schreit die vor mir soeben erschienene Frau, "Äthyl! Was ist geschehen? Erkennst du mich denn nicht? Ich bin es! Yks!"

Ich senke meinen Kopf.

"Was ist los mit dir? Du siehst mich gar nicht an!? Warst du zu lange bei Ydna? ... Ich spreche mit dir! Erkennst du mich nicht?!"

Langsam hebe ich den Kopf und fixiere die Erscheinung mit leerem Blick. Eine wunderschöne Frau steht vor mir. Das schönste Wesen, an das ich mich bisher erinnern kann. Meine Augen rasen wie wild über ihr Antlitz. Ihre Augen, ihre Ohren. Dieser Mund! Ich spüre, wie ich zu lächeln beginne. Ein wohlig, warmes Gefühl erfüllt mein Innerstes. Sie sieht mir tief in die Augen und ergänzt mit ruhiger, leicht verzweifelt klingender Stimme: "Ich bin es, deine Frau."

Meine Frau? Ich sehe sie verträumt an.

Plötzlich verändert sich meine visuelle Wahrnehmung.

"Es macht Spaß, den Vodaf so richtig einzuleiten", sagt Retsam, als er sich mit der Hand seine langen, mähneuartigen Haare ausschüttelt.

"Bist du sicher, dass wir sie gleich umbringen sollten?", frage ich, während ich merke, dass ich meine menschliche Gestalt angenommen habe. "Es scheint ja irre einfach zu sein, diese Vodaf zu töten."

"Aber wen interessieren schon diese Vodaf? Ich möchte wissen was mit dir heute los ist!", antwortet Retsam genervt. "Du weißt doch, diese Wesen sind nur zur Unterhaltung unsererseits, vom Rat der Ältesten von Téo geschaffen worden", erklärt Yks widerwillig, "Der Rat hat vor tausenden von Jahren beschlossen, auf die Elektrizität zu verzichten. Darum musste eine stromfreie Alternative zu den damals üblichen Videospielen geschaffen werden. Du hast in Geschichte wirklich nicht aufgepasst, oder?"

Retsam und Yks beginnen zu lachen.

Dumm und unwissend komme ich mir vor. Den beiden vergeht allerdings ihr Lachen über meine Unwissenheit, nachdem ich meine bisherigen Erlebnisse geschildert hatte. Ein leerer Blick ist nun in ihren beiden Gesichtern zu erkennen. Ratlosigkeit macht sich breit.

"Beim Rat der Ältesten von Téo! Wie kann man nur zulassen, dass jemand alleine so viel Macht besitzt!?", meint Retsam bestürzt, nachdem er sich eine Zeitlang der abfällig über Tarator geäußert hatte. "Und meinem Liebling das Gedächtnis rauben!", wirft Yks ungehalten ein.

"Es gibt Teile meines Gedächtnisses, welche er mir nicht nehmen konnte. Ich empfinde beispielsweise Vertrauen zu euch, weiß was ein Jägerzaun ist und habe die Informationen, welche Aurelius mir gegeben hat. Demnach benötige ich mein Gedächtnis zurück, um das Land vor etwas Schrecklichem zu bewahren. Leider habe ich vergessen, was das ist. Nein! Nicht vergessen, es wurde mir geraubt und in das Solosax gesperrt. Wenn ich nur wüsste, worum es sich handelt!"

Nachdenklich beginnt Retsam zu erzählen: "Da gibt es schon etwas, wofür du geboren bist. Genauso, wie auch alle anderen Wesen in unserem Land. Unser aller Leben ist vorherbestimmt. Am elften Geburtstag wird jedem Wesen in Téo eine Schriftrolle überrecht, auf der eine Prophezeiung enthalten ist. Diese ist nur demjenigen vorbehalten, der sie übergeben bekommen hat. Wir tragen selbst die Verantwortung über das Wissen über den Inhalt und über die daraus resultierenden Konsequenzen. Es ist gesetzlich verboten, anderen etwas über den Inhalt mitzuteilen. Dieses Gesetz zu brechen, hat die Auswirkung, dass ein Ungleichgewicht der Mächte in Téo verursacht würde, welches grauenhafte Konsequenzen für alle, die daran beteiligt wären, hätte."

"Eine wahrlich furchtbare Bestrafung", ergänzt Yks.

"Ja, Yks! So ist es!", setzt Retsam fort, "Jene, die das Gesetz brechen, werden in die Sümpfe von Ras verbannt. Ob sie dort leben oder tot sind, konnte uns bisher noch niemand berichten, da noch niemand von dort zurückgekehrt sein soll."

"Aurelius ist der Hüter des alten Archivs und Archivar der Dokumente von Téo und dafür verantwortlich, dass jedes Wesen von Téo die Verheißung erhält.", so Yks.

"Weiß Aurelius etwas über den Inhalt meiner Prophezeiung?", frage ich gespannt.

"Wenn er etwas darüber wüsste, könnte er es weder dir, noch Magda oder uns erzählen. Auch wenn er es riskieren würde nach Ras verbannt zu werden, würdest du womöglich all deine Erinnerungen für immer verlieren, da er - laut deiner Schilderung - das Solosax als erster berührt hat.", antwortet Retsam ziemlich verärgert.

"Im Übrigen wird die Schriftrolle leise gelesen", meint Yks betrübt, "Und nachdem sie gelesen wurde, zerstört sie sich unwiederbringlich selbst."

Meine Gedanken kreisen wie wild! Wie ich es drehe und wende, die Lage ist und bleibt verzwickt! Bedrückt frage ich: "Nach der Übergabe wurde meine Prophezeiung als nicht ausgesprochen?". Retsam und Yks nicken zustimmend. "Das Böse im Land ist also nicht nur ironisch, sondern anscheinend auch ziemlich intelligent! Hätte doch Magda das Solosax aus dem Beutel gezogen, so hätte Aurelius wenigstens ein paar Andeutungen machen können!

"Der Rat", ergänzt Yks, "hat dafür gesorgt, dass jeder, der eine prophetische Aussage über die Zukunft erhalten hat, diese für sich behalten muss, um das Gleichgewicht der Mächte nicht zu stören."

"Lasst uns keine Zeit verlieren! Ich benötige diesen Schlüssel von Hexyl, damit ich gemeinsam mit Aurelius das Solosax öffnen kann. Habt ihr eine Vermutung, wo ich die Aloc-Mönche finden kann?"

"Die Mönche leben auf der Hochebene von Bótan, in der Stadt Tan.", antwortet Retsam sachlich. "Dennoch fällt mir gerade etwas ein! Du hast mich gebeten, dich daran zu erinnern, dass wir noch bei Ydna vorbeischauen sollten. Du hast gesagt, ass er ein Passwort hat, welches wir zum Betreten der Stadt Tan benötigen werden. Zumindest ergibt das nun einen Sinn für mich. Ydna lebt in Zarg. Das läge auf dem Weg. Zuerst dachte ich, dass es mit der Vorhersage zu tun hätte, da du mir das alles nicht erklären wolltest. Offensichtlich hast du bereits damit gerechnet, dass dir jemand deine Erinnerungen rauben wird."

Namen über Namen! Mist! Wieso ist das alles so verwirrend!

Es tut aber gut zu wissen, dass ich mit Menschen beisammen bin, die mit mir gemeinsam alles durchstehen möchten. Auch wenn sich momentan kaum jemand vorstellen kann, wie es mir mit dieser Zwangsamnesie geht, fühle ich mich nun nicht mehr alleine.

"Äthyl!", unterbricht Yks meine Gedanken, "Du wirst mit Retsam alleine zu Ydna nach Zarg gehen müssen. Du hast es vergessen, aber Ydna kann mich nicht ausstehen. Es wäre ungewöhnlich, wenn du mich mitbrächtest. Besser wäre es, wenn wir uns aufteilen und ich in der Zwischenzeit zu Onicchu, eurem Vater, nach Ydàl ginge. Ich werde im vom Vorfall erzählen, damit sich dieser auch auf die neue Situation einstellen kann!"

"Yks, das ist eine sehr gute Idee! Komm Äthyl, lass uns keine Zeit verlieren!"

"So verabschiede ich mich", sagt Yks, "von meinem Schwager und meinem Mann mit jenem Spruch, der mir seit meiner Geburt immer Glück gebracht hat. Mein Vater, wer auch immer er war, hat ihn für mich in ein Medaillon prägen lassen. Die Phrase ist aus meiner Muttersprache: Gošopi – Saaš – Ipošog!"

Mit der letzten Silbe verwandelt sich Yks in ihre tierische Gestalt. Sie hebt den Kopf leicht nach oben an und zwinkert zum Abschied mit dem linken Auge. Sie dreht sich um, und läuft so schnell sie ihre Pfoten tagen können, los.

"Es ist ein weiter, beschwerlicher Weg.", sagt Retsam, der sich an der rechten Augenbraue kratzt. "Stell dich darauf ein, dass du diesen nur in deiner tierischen Gestalt wirst bewältigen können. Egal, was du hörst oder siehst, vertraue deinem Gefühl. Verlass dich auf dein Herz! Ich werde nicht immer die Möglichkeit haben, dir mit Worten zu helfen..."

Ich spüre, wie sich mein Körper schmerzlos und völlig automatisch in mein tierisches Selbst verwandelt. Meine visuelle Wahrnehmung wird weicher und meine Umwelt taucht sich in das wunderschöne Leuchten, ähnlich wie bereits vor dem alten Archiv von Téo und dem sich davor befindlichen Garten, zu Beginn meines Abenteuers.

Ich bin sicher, dass diese Wahrnehmungsunterschiede sich noch als nützlich erweisen werden.

Der Geruch schärft sich. Jeder Grashalm erhält sein unbestechlich eindeutiges Aroma. Ich kann eine Melodie aus weiter Ferne hören. Vor meiner Verwandlung konnte ich sie noch nicht hören.

"Wir folgen dem Gesang.", verkündet Retsam, "Dieser führt uns direkt zu Téodex, dem schwarzen Fluss von Téo!".

Instinktiv laufen wir, dem Gesang folgend, direkt auf einen riesigen Hügel zu, welcher hunderte von Metern in die Höhe ragt und vereinzelt mit Bäumen bewachsen ist.

Was sich wohl dahinter verbergen mag? Téodex der schwarze Fluss?

Ich kann keine Hütten oder Häuser erkennen, oder etwas anderes, das auf die Existenz von Zivilisation hindeuten würde. Dennoch vernehme ich den Gesang.

"Es sind die Bäume, die du hörst!", antwortet Retsam auf die Frage, welche ich gerade stellen wollte, "…Wir, die Onyiccson, nennen das 'die weisen Gesänge von Téo'. Sie haben sich in den letzten Tagen verändert. Es ist, als ob die Bäume geahnt hätten, dass etwas Schreckliches passieren würde. Viele Legenden und Märchen erzählen, dass sie weise sind und uns bereits im Vorfeld vor schrecklichen Gefahren warnen. Ich selbst habe den Kindergeschichten keinen Glauben geschenkt. Erst jetzt, im Alter von 29 Jahren, glaube ich, mich geirrt zu haben…"

"Wie haben sich die Gesänge von Téo verändert?", frage ich Retsam interessiert.

"Vor wenigen Tagen noch, haben die Bäume bei weitem nicht so tief gesungen. Die Melodie ist zwar immer noch dieselbe, lediglich die Tonhöhe hat sich verändert. Die Töne sind so tief geworden, dass ich sie auf diese Entfernung kaum mehr wahrnehmen kann. Allerdings jagt mir die Tiefe der Töne ein Unbehagen in die Knochen. Je tiefer sie singen, desto höher ist die Gefahr, die sie erfühlen. So tief haben sie, seit meiner Geburt, noch nie gesungen!"

"Ich kann keine Worte hören. Können wir die Bäume nicht fragen, woher die Gefahr, die sie erfühlen, kommt?"

"Leider nein. Die Bäume benutzen keine gesprochenen Worte, wie wir. Die Gesänge von Téo werden von den Bäumen dazu genutzt, um Stimmungen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Überlieferungen aus der Vergangenheit erzählen, dass die Bäume der Auffassung sind, dass Sprache nur von jenen Wesen benutzt wird, die auch bereit zum Lügen sind."


"Wie das?"

"Die Bäume empfinden nur den Ausdruck des Körpers als eindeutig. Erst die vom Geist veränderte, gesprochene Sprache, soll laut der Überlieferung zum Lügen befähigen. Deshalb distanzieren sich die Bäume von sämtlicher Kommunikation mittels artikulierten Worten."

"Willst du damit sagen, dass die Bäume uns durchaus verstehen bzw. uns zuhören können, aber nicht bereit sind, mittels artikulierten Lauten zu antworten?"

"Ja, mein Bruder. Genau, wie die Onyiccson aus Rücksicht zu anderen Wesen von der Nutzung der Elektrizität Abstand genommen haben, haben die Bäume darauf verzichtet zu sprechen. Die Legenden sagen auch, dass sie dies bereits schon lange bevor es Menschen oder Onyiccson gegeben hat, beschlossen haben."

Ich bin beeindruckt. Es zeugt von großer Umsichtigkeit, auf bestimmte Prinzipien zum Wohle der Gesamtheit zu verzichten. Aber: "Würden die Bäume es dann nicht riskieren selbst ausgelöscht zu werden, sofern sie uns nicht über die drohende Gefahr in Kenntnis setzen?", frage ich Retsam.

"Diese nehmen die Bäume in Kauf. Eine der Geschichten lässt mich dies glauben. Sie erzählt von Bäumen, die sich der großen Sache opfern, um der Gesamtheit zu dienen. Es macht den Bäumen nichts aus, gefällt zu werden. Sie haben mit der Angst vor dem Tod abgeschlossen, denn sie sehen sich als vollkommen und notwendig für den Kreislauf des Lebens. Sieh dir unsere Hütten an. Obwohl wir die Bäume dazu benutzen, um für uns Häuser und Hütten zu bauen, teilen die Bäume uns trotzdem über ihre Gesänge, Gefühle und Stimmungen mit. Es scheint ihnen bewusst zu sein, dass sie durch ihr gelassenes Leben, anderes Leben fördern."

Die Gesänge werden lauter.

Am Fuße des Hügels angekommen, bemerke ich einen großen, steinalten Baum. Seine Blätterkrone wiegt sanft im Wind. Plötzlich höre ich den tiefsten Ton von allen bisher gehörten tönen. Großes Unbehagen macht sich in mir breit.

"Das ist Šošáaš, der älteste Baum am Hügel nach Zarg…", erklärt Retsam, "…Der Baum wird, seit ich denken kann, von uns so genannt. Hör auf seine Melodie. Den Namen hat er erhalten, da die Lautfolge Šošáaš an seine ganz persönliche Melodie erinnert."

"Sein Gesang ist sehr tief!"

"Ja, diese Tiefe habe ich von ihm noch nie gehört. Er muss sich sehr große Sorgen um dich machen. Erst als du näher gekommen bist, hat der die Tonhöhe seiner Melodie verändert. Früher, als wir noch klein waren, haben wir in seine Rinde Botschaften geritzt. Sieh mal hier, diese könnte wichtig sein!"

Retsam deutet mit seiner rechten Vorderpranke auf eine kleine Nachricht, welche in Körperhöhe eines zehnjährigen Kindes in die Rinde geritzt steht. Mit großen Augen lese ich die Botschaft:

Egal was auch geschieht, Šoćáać, oh weiser Baum, hilf mit!
Wenn du dir machst auch große Sorgen, halte sie vor uns nicht verborgen!
Deine Gesänge, teile sie uns mit,
ob wir kommen einzeln, zu zweit, oder auch zu dritt!
In einem Jahr erhalten wir die Prophezeiung, und zwar genau in dieser Reihung:
Äthyl, Retsam & Ydna

"Äthyl, Retsam und Ydna!", höre ich mich gedankenlos sagen. Der Baum heult tiefer als je zu vor, als ich den Namen Ydna ausspreche.

"Die Legenden…", fährt Retsam, nachdem ich die Botschaft einige Male gelesen hatte, fort "…besagen weiters, dass man die Bäume um Hilfe bitten kann, sofern man sich Sorgen macht, oder Ängste hat. Wir haben damals, über ein Jahr bevor wir jeweils die Prophezeiung erhalten hatten, solch große Angst davor gehabt, dass wir in kindlicher Verzweiflung, als wir zehn Jahre alt waren, diesen Spruch in die Rinde geritzt haben. Du, als ältester von uns, solltest die Prophezeiung als Erster erhalten. Elf Wochen danach ich und elf Monate später Ydna."

"Sind wir wirklich Brüder?", frage ich Retsam erstaunt, da ich überhaupt nicht den Eindruck hatte, dass wir zwei, als ich mich an das Spiegelbild erinnere, auch nur im Entferntesten äußerliche Ähnlichkeiten haben. Der Altersunterschied scheint auch sehr knapp zu sein.

"Halbbrüder…", antwortet Retsam knapp, "Wir haben denselben Vater, aber unterschiedliche Mütter."

Die Gesänge verstummen. Es ist so, als hätten die Bäume aufgehört, ihre Gefühle mitteilen zu wollen.

"Ich denke, die Bäume möchten, dass wir nun weitergehen. Unsere Anwesenheit scheint nicht weiter erwünscht zu sein…", meint Retsam. Konzentriert setzt er fort: "Der beschwerliche Weg – der Hügel nach Zarg ist sehr steil, der Weg steinig, man kann sich kaum auf den Pfoten halten – ist lang und wir werden nur langsam voran kommen."

Retsam scheint mit seiner Vermutung recht gehabt zu haben. Alle Bäume, die wir passieren, beginnen ab einem bestimmten Abstand zu uns, wieder mit ihren Gesängen. Etwas höher als zuvor, aber trotzdem noch relativ tief.

Endlich!

Die Spitze des Hügels ist erreicht. Ja, es wäre unmöglich gewesen, diesen Weg in menschlicher Gestalt zu überwinden. Eine schier unendliche Weite zeigt sich uns. Lediglich eine, durch den Sonnenuntergang erzeugte, ockerfarbene Linie, trennt den Himmel vom Land am Horizont.

"Siehst du den Fluss am Fuße des Hügels?", fragt Retsam, "Das ist Téodex, der schwarze Fluss von Téo, die magische Quelle all jener Kreaturen, die schwarzmagische Kräftenutzen!"
Obwohl der Fluss so tief schwarz ist, kann ich aus der Ferne das Licht, welches sich auf der Oberfläche bricht, funkeln sehen. Im Tal muss eine leichte Briese wehen, welche die kaum merkbaren Wellen dazu bringt, das Licht zu brechen.

"Ja, der Fluss! Er sieht wunderschön aus. Er zieht mich auf eine gewisse Weise an. Ich möchte da hingehen!", höre ich mich selbst, gedankenlos zu Retsam sagen, während wir schon damit beginnen in Richtung Téodex zu gehen.

"Kein Wunder! Auch du, mein Bruder, bist ein magisches Wesen. Es ist deine Entscheidung, ob du aus dem schwarzen Fluss deine magischen Kräfte beziehst. Da du dich momentan nicht daran erinnern kannst, ist es wichtig für dich zu wissen, dass die Onyiccson großteils zu jener Art von Wesen gehören, die sich der sogenannten weißen Magie verschrieben haben. Das was du da siehst, ist kein Wasser. Der Inhalt des Flusses ist pure schwarze Magie."

"Ich komme mir so dämlich vor. Es fehlen mir so viele Informationen, die wir wahrscheinlich alle, im Laufe unserer Ausbildungszeiten, erfahren haben. Übrigens, wer ist das, dort, direkt am Ufer?"

"Mach dir nichts daraus, so haben wir tolle Gesprächsthemen, während wir auf dem Weg nach Zarg sind.", lächelt Retsam, "Um deine Frage zu beantworten, sein Name ist Inorf. Er ist der Hüter des Flusses Téodex und das elfte Mitglied des Rates der Ältesten von Téo."

"Wie sollten wir denn über den Strom kommen? Ich sehe keine Brücken."

"Dies liegt daran, weil es kein Material gibt, welches stark genug wäre um der Kraft des schwarzen Flusses zu widerstehen. Inorf wird dafür sorgen, dass wir unbeschadet auf die andere Seite kommen können. Wesen mit Flügel haben es einfacher. Diese können einfach hinwegfliegen. Wir Landbewohner sind auf die Hilfe von Inorf angewiesen… Gegrüßet seist du, oh Inorf, oh Hüter des Flusses!"

Inorf wirkt bedrohlich.

Sein Kapuzenmantel, der ebenso tief schwarz ist, wie der Fluss selbst, weht sanft im Wind. Unter der Kapuze lugt ein Verband hervor, welcher mumienhaft die Augen von Inorf bedeckt. Seine Haut strahlt wie ein Mond in dunkler Nacht. Seine Wangenknochen sind eingefallen.

In der rechten Hand, hält er einen armdicken, gut zwei Meter hohen, grauen Stab. Unter dem Mantel schauen knochige, kreidebleiche Füße hervor. An seinem rechten Fuß hat Inorf sechs Zehen, im Gegensatz dazu, fünf an dem linken Fuß.

Unglaublich, dass dieses schrecklich aussehende Wesen Mitglied im Rat der Ältesten von Téo sein soll, denke ich bei mir.

Inorf spricht langsam, ohne dabei seinen – wenn man das, was ich als Lippen erkennen kann auch als Lippen bezeichnen kann – Mund dabei zu bewegen.

"Gegrüßt seid ihr, Äthyl und Retsam…", spricht Inorf, röchelnd, als würde er jeden Moment ersticken, "Ich sehe, ihr seid auf dem Weg nach Zarg. Äthyl… Dein Kopf ist leer… Doch bist du sehr verwirrt… Es ist all das passiert, wie wir es vorhergesehen haben… Du wirst in Zarg belogen werden, du weißt auch von wem… Der Baum Šošáaš hat dich bereits gewarnt! Vertraue seinem Gesang… Auch ich warne dich! … Stell keine Fragen, ich werde sie dir nicht beantworten… Auch wenn ich es nicht verhindern kann… Du wirst dir Vorwürfe machen… Glaube an deine Visionen… Er hält sich bloß an seine Prophezeiung… Schon bald hat er seine erfüllt… Gehe in die Dunkelheit und vertraue dort niemandem! … Halte dich an deine Familie! Geht nun über den Fluss, ich lasse euch passieren!"

Er bewegt den Stab in Richtung Flussoberfläche.

Retsam steigt mit seiner Vorderpfote auf die Wasseroberfläche. Knapp über der Oberfläche, tritt er ins Leere, erhält aber trotzdem Halt.

Eine unsichtbare Brücke? Ich folge ihm, obwohl es mir schwer fällt zu glauben, nicht in die Flüssigkeit zu fallen. Mit zugekniffenen Augen gehe ich hinter Retsam her. Das mulmige Gefühl in meiner Magengegend lässt nach, da ich jetzt Grasbüschel unter meinen Pfoten spüre. Ich öffne die Augen und finde mich auf der anderen Seite des Flusses wieder.
Ich drehe mich zu Inorf um.

"Stell keine Fragen… Doch wirst du es nachher brauchen, um wieder gehen zu können!", höre ich Inorf leise rufen, während ich denke, ob vielleicht er meine Prophezeiung erstellt hat, "Du fühlst die Antwort… Sei vorsichtig beim zweiten Mal… Sei weise… um wieder gehen zu können!"

Ist es ihm nicht erlaubt mir meine Fragen zu beantworten? Kann er diese nicht beantworten? Was meint er mit dem zweiten Male? Wo oder wohin soll ich wieder gehen können?

Außer Sichtweite von Inorf angelangt, frage ich Retsam danach. Die Antwort darauf, er sei ein neutrales Wesen und müsse sich darum kümmern, dass Chancengleichheit zwischen den Mächten herrscht, war im Nachhinein zwar klar, aber trotzdem hätte ich gehofft, dass es wenigstens hier eine unkompliziertere Antwort hätte geben können.

Es wird sehr schnell Nacht. Kaum hat die Dämmerung eingesetzt, ist es auch schon dunkel.

"Es wird Zeit, dass wir eine Unterkunft suchen!…", so Retsam, "…Am besten werden wir die Nacht schlafen, damit wir morgen gut ausgeruht in die Stadt Zarg gehen können. Die Stadt befindet sich direkt hinter der getarnten Gaststätte, gleich hinter diesem Berg dort drüben."

Retsam zeigt mit seiner Pranke in Richtung einer sehr schwer erkennbaren Hütte, welche doppelt so breit wie das alte Archiv von Téo ist, aber nur elf Stockwerke hat. Die Gaststätte scheint aus demselben Material zu bestehen, wie die Umgebung selbst. Es wirkt für mich so, als ob die Besitzer der Gaststätte vermeiden wollen, Gäste zu erhalten.

"Morgen Früh, werden wir als Abkürzung nach Zarg, die Höhle durch den Berg nutzen. Ydna ist gewitzt und hat, begründet mit seiner Prophezeiung (der Rat ist total sauer auf ihn), einiges ausgefressen und wir können nicht riskieren, dass er bemerkt, dass dir das Gedächtnis geraubt wurde. Also ist es besser, wenn wir bei der Begegnung mit ihm ausgeschlafen sind."

In menschlicher Gestalt nähern wir uns dem Eingang der getarnten Gaststätte. Der Besitzer und Wirt der Hütte, ein gut 25 Jahre alter Mann, mit ganz kurzen Haaren und flachem Bauch, öffnet uns – in Lumpen gekleidet – die beinahe unsichtbare Türe, als ob er bereits Besuch erwartet hätte.

Er bittet uns mit den Worten "Oš Äthyl, Oko oša!", formuliert mit leicht verkühlter Stimme, herein. Es ist, als ob ich die Sprache noch nie gehört hätte, dennoch habe ich jedes einzelne Wort genau verstanden.

Die getarnte Gaststätte lässt von außen nicht vermuten, welch herrlicher Platz sich darin verbirgt.

Retsam geht voran und setzt sich an einen der hölzernen Tische, an denen bereits Besteck, Trinkgefäße und Teller auf uns warten. Einladend denke ich, und setze mich zu Retsam an den Tisch.

"Anabe tomu, todir Ydna, iipos belmio LuRaš Zarg?", höre ich den Wirt fragen.

"Ja, wir sind auf dem Weg zu Ydna, in die schöne Stadt Zarg. Habe ich dir davon erzählt?", antworte ich ihm, als ich bemerke, dass ich in der fremden Sprache spreche.

"Ja, das hast du…", sagt der Wirt, "…Du meintest das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, du würdest Ydna das nächste Mal, wenn wir uns sehen, besuchen. Du sagtest mir auch, ich solle dich daran erinnern, ihm zu sagen, dass er endlich seine Schulden bei mir begleichen soll! Wirst du ihn, wie versprochen, daran erinnern?"

"Natürlich werde ich das tun! Ich soll nicht Äthyl sein, sollten meine Versprechen wertlos sein.", antworte ich, da ich fühle, dass die Aussage des Wirtes bezüglich meines Versprechens wahr ist.

Retsam sieht stolz aus. Mit dieser Antwort hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
Spreche ich normalerweise so mit anderen?

"Néilàti, wir haben zwar heute nicht reserviert, benötigen jedoch einen Platz zum Schlafen…", sagt Retsam, in der fremdartigen Sprache, dem Wirten zugewandt, "…Etwas zu Essen wäre auch toll, damit wir nicht hungrig einschlafen müssen. Die getarnte Gaststätte wäre da unserer Meinung nach der ideale Ort dafür."

"Natürlich Retsam, für euch haben wir immer Betten frei! Magda ist bereits in der Küche und arbeitet seit Stunden an einem Quato-Braten."

Der Wirt scheint abgelenkt zu sein.

Etwas zurückhaltend setzt er fort: "Magda ist heute über eine Stunde zu spät zur Arbeit erschienen. Diese schrullige Alte wird immer unverlässlicher. Magda sagte, sie hätte einen Auftrag von Aurelius erhalten und das wäre so wichtig gewesen, dass sie sogar riskiert hat, dass der Quato-Braten heute gar nicht fertig wird. Ungewöhnlich! Ein so altes Mädel ist doch nicht mehr auf Ausreden angewiesen. Sie kann doch einfach sagen, dass sie in Aurelius verlieb ist!"

Néilàti dreht sich mit der letzten ausgesprochenen Silbe um und geht in Richtung Küche.
Ob er dieselbe Magda meint, der ich heute bereits im alten Archiv von Téo begegnet bin?
Meine Frage bleibt nicht lange unbeantwortet.

Nur einige Minuten später serviert genau jene Magda, welche ich heute bereits getroffen habe, eine große Portion Quato-Braten.

"Äthyl! Was machst du denn hier? Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir uns so schnell wieder sehen. Wie ich sehe, bist du mit deinem Bruder unterwegs. Ich bin froh, dass du gleich jemanden gefunden hast, der dir in deiner Situation weiterhelfen kann! Lasst euch den Quato-Braten schmecken und …", Magda beginnt ganz leise zu flüstern, während sie schwungvoll die Teller aus großer Entfernung befüllt, "Viel Erfolg auf der Suche nach dem Schlüssel von Hexyl!"

Der Wirt, beladen mit Trinkgefäßen und Zotelweinflaschen, auf dem Weg zurück zum Tisch, bemerkt das Flüstern und Magda beginnt unmittelbar wieder lauter zu sprechen und improvisiert, damit er denkt, sie würde wiederholen, was sie eben gerade gesagt hat: "Hast du es im Gefühl, landet das Essen mit Kalkül! Eure Zimmer sind im ersten Stock, falls ihr Nachschlag haben wollt, es ist noch genügend da! Da uns per Zufall sowieso niemand hier findet und für Heute keine Reservierungen mehr vorgemerkt sind, könnt ihr den Braten gerne aufessen. Tschüsseli und vergesst nicht bald wieder vorbei zu kommen!"

Magda rauscht wie wild in die Küche.

Wieso hat sie es plötzlich nur so eilig? Bestimmt möchte sie nicht mit Néiláti über die Vorgänge im alten Archiv sprechen. Mir soll es recht sein, so gerate ich nicht in Erklärungsnot. Inorf hat mir geraten sehr vorsichtig zu sein und nicht mit jedem über die Vorkommnisse zu sprechen.

Das Essen ist vorzüglich! Der Quato-Braten zergeht wie Butter auf der Zunge und der Zotelwein harmonisiert herrlich zum Gericht. Unglaublich, dass ich mich momentan an diesen herrlichen Geschmack nicht erinnern kann.

Vom Geschmack verzaubert, lege ich das Besteck bei Seite, während ich den letzten Bissen schlucke.

"Wir sollten bald zu Bett gehen.", sagt Retsam, nicht minder begeistert vom Braten. Wir nehmen beide den letzten Schluck aus unseren Trinkgefäßen, stehen auf und gehen in den ersten Stock in unsere Zimmer.

Ich liege im Bett und denke sehr lange über meinen ersten Tag als Äthyl, den Onyiccson, nach…

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