Wenn ein Menschenhändler dazwischen kommt...
Leider hatte ich mich damals für einen Ort entschieden, dessen Vermieter sich als Menschenhändler und (zwischenzeitlich verurteilter) Mörder herausgestellt hatte. In dieser Zeit habe ich alles verloren, was man an (weltlichen) Besitztümern verlieren kann. Die Agentur, die Treffpunkte, die Geschäfte.
Das Schlimmste war, dass ich von dem Menschenhändler, weil ich über die Umstände Bescheid wusste, quer durch Österreich verfolgt wurde. So war ich auf der Flucht, und kann heute gut nachvollziehen, wie es vielen Deutschlernenden geht, die in ihren Heimatländern von Aggressoren verfolgt werden und wurden.
Zwei Jahre lang konnte ich kaum einen Finger rühren, oder mich in der Öffentlichkeit bewegen. Zu groß war die Angst vor der Verfolgung.
Die Polizei war zunächst untätig, doch am Ende dieser zwei Jahre (2010) kontaktierte mich ein Kriminalbeamter zwecks einer Befragung. Vertrauen konnte ich ihm nicht. Nur unter extremen Sicherheitsvorkehrungen war ich bereit, mich mit ihm zu treffen.
Zum Glück hatte ich nach dem Gespräch mit dem Beamten die Möglichkeit, meine Angstzustände zu bekämpfen. Schritt für Schritt habe ich damit begonnen, mich wieder bzw. neu zu orientieren. Bored-out-Syndrom lautete die Diagnose zum damaligen Zeitpunkt. Ein Zustand der selbst heute noch sehr gefährlich für mich ist: Die Angst aus Langeweile zu sterben. Jegliche Routine könnte für mich tödlich sein.